Ludwigs
Burg
Festival

»Die Kunst berührt wie nichts anderes«

Der Resonanzbegriff des Soziologen Hartmut Rosa

Mit unserem Festival wollen wir besondere Räume für Dialoge und vor allem für soziale Interaktion schaffen. Dabei orientieren wir uns an dem Begriff der Resonanz von Hartmut Rosa. Doch was bedeutet Resonanz eigentlich?

Unserem Festival der Künste, Nachhaltigkeit und Demokratie liegt ein Konzept zugrunde, das besondere Räume für Dialoge, die Reflexion des Zeitgeistes in den Künsten und vor allem für soziale Interaktion bieten soll. 

Wir möchte mit Ihnen an die Leitthemen des Festivals anknüpfen. Dazu entsteht ein Ort im Schlossinnenhof des Ludwigsburger Barockschlosses: ein für alle zugänglicher Resonanzraum, der die Möglichkeit bietet, sich mit universellen und persönlichen Fragen zu beschäftigen und gemeinsame Visionen zu entwickeln.


Doch was genau heißt Resonanz? Wir beziehen uns mit diesem Begriff auf den Soziologen Hartmut Rosa, der sich Gedanken über unsere Beziehung zu unserer Umwelt gemacht und dazu ein sozialtheoretisches Konzept entwickelt hat. Er beschreibt eine Soziologie der Weltbeziehung, d.h. eine bestimmte Art und Weise des In-Beziehung-Tretens zwischen uns und der Welt, mit anderen Menschen oder auch Objekten aus der Natur, der Geschichte oder auch den Künsten. Menschen sind von einem bestimmten Weltausschnitt nicht entfremdet, wenn sie mit ihm in Resonanz stehen.


Resonanz bezeichnet eine Form gelingender Beziehung. Sie ereignet sich dort, wo Menschen von etwas erreicht, berührt oder bewegt werden. Diese Erfahrung kann beim Lesen, beim Arbeiten, aber ganz besonders in der Musik und den Künsten gemacht werden. Doch es reicht nicht, berührt zu werden, es muss auch eine Antwort erfolgen – der oder die Berührte antwortet mit einer Emotion. Es handelt sich daher immer um einen Wechselprozess aus Erreichen und Erreichtwerden.


Eine zentrale Eigenschaft einer Resonanzbeziehung ist die Verwandlung. Denn wer in Resonanz mit einem anderen gerät, bleibt nicht der oder dieselbe – man verwandelt sich ein Stück weit. In diesem transformativen Moment, liegt die Erfahrung von Lebendigkeit, sie kommt zum Beispiel in Sätzen wie »dieses Konzert /diese Musik / dieses Stück hat mein Leben verändert« zum Vorschein. Denn die Kunst ist – wie auch die Natur – zur vielleicht wichtigsten Resonanzsphäre der Moderne geworden.


»Die Kunst berührt und bewegt den modernen Menschen als Rezipienten im Innersten seiner Seele wie nichts anderes.«


Diesen Satz von Hartmut Rosa nehmen wir uns zu Herzen, denn wir möchten mit dem, was wir tun, berühren. Und warten auf eine Antwort.


Rosa sagt auch, dass Resonanzfähigkeit nicht von alleine entsteht. Resonanzfähigkeit erfordert die Bereitschaft, sich auf Ereignisse einzulassen.


Darum, liebes Publikum, freuen wir uns, wenn Sie sich auf uns einlassen!


Quellen:
Hartmut Rosa, Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung, Berlin 2016
Hartmut Rosa über Resonanz, in: Die Presse vom 17.03.2018