Wenn das diesjährige Festival eines verlangt hat, dann: Flexibilität. Schließlich war es uns ein großes Anliegen, das Festival nicht abzusagen, sondern um jede Veranstaltung zu kämpfen, trotz schwieriger Planungsbedingungen. Umso mehr freut der Rückblick auf 37 Veranstaltungsformate mit insgesamt 48 Vorstellungsterminen! Dabei haben wir neue Formate und Orte erschlossen, neue Partner gewonnen, neues Publikum erreicht und viele Schritte in Richtung digitaler Transformation gemacht.
Zehn weitere Festspieltage schlossen sich im Herbst an die Kernspielzeit an, an denen das TTW seinen Weg nach Ludwigsburg fand und Bauschs zeitlose Choreografie »Kontakthof« erneut zu Leben erweckte. Umrahmt wurden die Spieltage vom STEGREIF.orchester mit einer europäisch gesinnten Rekomposition von Beethovens 9. Sinfonie und der Produktion »Echoes – Voices of Belarus«.
Was war neu?
Die Saison 2021 eröffnete zwei neue Felder für die Schlossfestspiele: den Digitalen Mai und das Fest Spiel Zentrum im Ehrenhof des Residenzschlosses. Der digitale Spielplan umfasste zehn Veranstaltungen und erlangte rund 32.000 Abrufe. An den neuen Anforderungen mitgewachsen ist seitdem auch die Website der Ludwigsburger Schlossfestspiele und ihre Digitale Bühne. Neben Livestreams und Video-on-Demand-Angeboten finden sich dort mittlerweile auch begleitendes Informationsmaterial, Interviews und Kurzeinführungen. Die Rubrik »Im Gespräch« liefert über die Festspielzeit hinaus viele spannende Hintergründe und vertiefende Eindrücke. Auch die Education-Workshops »Spoken Moments Poetry« und »Somewhere in Between« wurden ins Digitale verlegt. Zur Digitalität in den Künsten sagt Intendant Jochen Sandig: »Das Wichtigste allerdings bleibt: Menschen machen für Menschen Musik oder tanzen für Menschen. Das Medium kann variieren, aber im Mittelpunkt steht immer der Inhalt – der künstlerische und der menschliche Inhalt.«
Der Klangkreis im Fest Spiel Zentrum konnte den Bogen zwischen Präsenz- und digitalen Veranstaltungen besonders gut spannen. Die kostenlosen Audioübertragungen aus dem Ordenssaal und Forum sorgten für Live-Genuss zwar auf Abstand, jedoch trotzdem im Austausch mit dem Festival und anderen Besucher*innen. Diese neue Spiel- und Begegnungsstätte wurde schnell zum neuen Herz der Festspiele. Die besondere Atmosphäre und klanglich hohe Qualität schenkten den Schlossfestspielen eine neue Wirkungsdimension.
Ab Mitte Juni genossen unsere Künstler*innen endlich
wieder die Präsenz von Besucher*innen. Darunter u.a. Isabelle Faust im Quintett
mit Anne Katharina Schreiber, Antoine Tamestit, Jean-Guihen Queyras und
Alexander Melnikov, außerdem Anna Prohaska im Trio mit Veronika Eberle, Alisa
Weilerstein und Iddo Bar-Shaï sowie Tabea Zimmermann. Für das Stück »Dialoge
2021 – Ludwigsburg« von Sasha Waltz & Guests öffnete das Blühende Barock seine
Gärten. Barbara Hannigan führte im »Moveable Feast« durch das Residenzschloss
und in »Chiaroscuro« durch einen kontrastreichen Doppelabend, der im SWR2
Abendkonzert am 11.10.2021 nachträglich gesendet wurde. Kaan Bulak vereinte in
seiner Auftragskomposition »Transtemporal« Essenzen der Musikgeschichte mit Klängen
des hiesigen Schlosshofes. Der Familientag »We Are Family« beglückte die
kleinen und großen Besucher*innen mit Angeboten aus Kunst, Musik und Tanz. Wir
freuten uns zudem über die Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik
Trossingen beim »Hohenkarpfen XXI«-Projekt, über die erfolgreiche Koproduktion
»Dying Swans Live Experience« mit Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus
Stuttgart sowie über die neu hinzugekommene Spielstätte in Kornwestheim, das
Autokino. Dort konnten die Besucher*innen Pina Bauschs Choreografie zu »Le
Sacre du printemps« in der Umsetzung der École des Sables am Strand von Dakar
auf der Leinwand sehen.
Für unsere Festspiele im Herbst tauchte das STEGREIF.orchester die Schillerhöhe Marbach in seinen charakteristischen Klang. Sein Projekt »#bfree«, das als filmisches Werk bis zum 11. Juli auf unserer Digitalen Bühne zu sehen war, ist nun live in Marbach zur Aufführung gekommen. Vom 3. bis zum 10. Oktober wurde das Kunstzentrum Karlskaserne zur Echokammer für »Voices from Belarus«, künstlerischen Stimmen des belarussischen Widerstands, eine Koproduktion mit Musik der Jahrhunderte/ Festival ECLAT. Und abschließend, lang ersehnt und eine große Ehre: Die Deutschlandpremiere der Wiederaufnahme von Pina Bauschs »Kontakthof«, die mit zahlreichen Rezensionen belohnt wurde.
Wie geht es weiter?
Die Corona-Pandemie hat uns vor neue Herausforderungen gestellt, die zwangsläufig in den weiteren Prozess der Spielzeitplanung, beispielsweise in den Bereichen der Veranstaltungs- und Personaldisposition oder des Kartenverkaufs, Einzug halten. Während die Planungen für die 90. Saison bereits in vollem Gange sind, werden in allen Bereichen die kleinen und großen Lehren der Festspielsaison eingewoben und umgesetzt. Bis es soweit ist, können Sie einige Konzerte und Veranstaltungsformate auf der Digitalen Bühne nachsehen und -hören. Bleiben Sie auch in den kommenden Monaten auf dem Laufenden und tragen Sie sich für unseren Newsletter ein.
Wir danken Ihnen für Ihren Besuch – auf ein baldiges Wiedersehen!